Das Bild "Westhafen an der Putlitzstraße, Öl auf Leinwand. 1936, 54 x 65 cm" gehört zu den sogenannten Berliner Bildern, die Otto Nagel in der NS-Zeit malte - draußen auf der Straße seinem "Freiluftaltelier" . Verfolgt als Künstler und Kommunist konnte er nicht im Atelier malen. Seine Bilder der 1920er Jahre galten als "entartet", die Gestapo stürmte immer wieder die Wohnung. So war der Künstler Otto Nagel im Kiez in Berlin unterwegs.
Das Bild "Westhafen an der Putlitzstraße" bietet die Galerie Bassange in der Auktion am 10.6.2023 an. Die Beschreibung zum Werk spiegelt wider, unter welchen Umständen es entstand. Das vor dem Hintergrund der Biografie und der NS-Zeit insgesamt.
"Otto Nagel war 1933 noch zum Vorsitzenden des Reichsverbandes Bildender Künstler Deutschlands gewählt worden - die Nationalsozialisten entließen ihn jedoch am Tag darauf aufgrund seines politischen Engagements. Er erhielt Malverbot, seine Werke wurden als "entartet" eingestuft, 1936-1937 wurde er sogar im KZ Sachsenhausen inhaftiert. Unsere nüchterne Ansicht des Westhafens entstand kurz zuvor, 1936. Die bedrückte, melancholische Stimmung der Zeit spiegelt sich in diesem herbstlichen Blick auf den Putlitzkanal: Kahle Baumäste im linken Bildteil, unter denen wenige Passanten wandeln, korrespondieren mit den leeren Masten der Segelboote rechts und den grauen Schornsteinen des Kraftwerks Moabit im Hintergrund. Das Bild wirkt dennoch einsam und menschenleer. Diesen Eindruck verstärken zudem die kleinen Boote und die dunkel gehaltene Farbpalette mit wenigen Akzenten in Rot."